Tipps fürs wissenschaftliche Schreiben

Was Rechtschreibkorrektur, KI und Co. beim Korrekturlesen leisten – und was nicht

Foto: IStock/ AndreyPopow

Jeder arbeitet heutzutage beim Korrekturlesen selbstverständlich mit Hilfsprogrammen, die verschiedene Formen künstlicher Intelligenz nutzen. Vielleicht fragst auch du dich, wie weit du damit kommst. Lies hier, wie weit du mit der Unterstützung von Autokorrektur, Rechtschreibprüfung, ChatGPT und Co. kommst und welche Fehler aus Sicht der Lektorin häufig übersehen werden.

Inhaltsverzeichnis

1. Das kann KI im Textprogramm

Rechtschreibkenntnisse gelten immer noch als Zeichen für Bildung, bei vielen Textsorten wie wissenschaftliche Arbeit, journalistischer Artikel, Buchmanuskript oder Text für die Homepage dienen sie quasi als vertrauensbildende Maßnahme und sind deshalb unerlässlich. Doch oft drängt die Zeit, der Abgabetermin naht und es fordert viel Spezialwissen, um eine fehlerlose Arbeit abzugeben.

Dankenswerterweise gibt es heute verschiedene Hilfen fürs Korrekturlesen, den letzten Schritt im Schreibprozess. Deshalb überlassen immer mehr Menschen das Korrigieren ihrer Texte einer künstlichen Intelligenz (KI). Wir haben uns angewöhnt, selbstverständlich mit den Programmen zu arbeiten, und verlassen uns auf sie. Meistens kann man das auch unbesehen.

Zu den bekanntesten Einsatzmöglichkeiten gehört die Autokorrektur. Sie erkennt, sofern du sie aktiviert hast, wenn du beim Schreiben Buchstaben verstellst, Beispiel: ewnn statt wenn. Solche Fehler korrigiert sie dann automatisch. Sie weiß zudem, dass im Deutschen nach einem Punkt das erste Wort großgeschrieben wird, und ändert sofort, wenn sie an der Stelle ein Kleingeschriebenes findet.

Die Rechtschreibprüfung wiederum zeigt dir falsch geschriebene Wörter an. Sie übernimmt die Schreibweise aus Lexika wie dem Rechtschreib-Duden und bietet dir verschiedene Korrekturmöglichkeiten an. Durch Anklicken entscheidest du, welche für den Text übernommen werden soll.

Chat-GPT und verwandte KI-Programme arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip. Sie haben sich ihr Wissen anhand von großen Datenmengen erworben, sprich: aus vielen verschiedenen Texten, von denen das Rechtschreiblexikon nur einer ist. Der Unterschied: Du gibst deinen unkorrigierten Text ein und erhältst ihn korrigiert zurück. Im ersten Moment sind das praktische Funktionen. Wegen der Stolperfallen von deutscher Rechtschreibung und Grammatik halte ich es trotzdem für unumgänglich, das gelieferte Produkt danach zu überprüfen, ob tatsächlich alle Fehler gefunden wurden bzw. – was oft passiert – keine neuen fabriziert.

Auf welche häufigen Fehler du ein Auge haben musst, erkläre ich dir in den nächsten Abschnitten.
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2. Probleme mit Sinn oder Grammatik

Das führt uns zu den Grenzen der Programme: Ihre Nutzung funktioniert so lange gut, wie es in deinem Text keine Wörter mit unterschiedlichen Schreibweisen gibt oder solche, die zwar ähnlich aussehen bzw. identisch geschrieben werden, sich leider vom Sinn her unterscheiden.

Besonders häufig fällt mir das bei den Anredeformen auf. KI kann aus dem Satzbau nicht unterscheiden, ob es sich um ein Personalpronomen handelt, d. h. sie, ihr oder ihnen, das kleingeschrieben wird. Oder um eine der Anreden Sie, Ihr oder Ihnen, die man großschreibt. Das führt dazu, dass die Lesenden sich angesprochen fühlen, obwohl sie gar nicht gemeint sind.

Beispiel: Die Band spielte Ihre Songs mit Begeisterung.
Frage: Woher kennt die Band meine Songs und warum spielt sie nicht ihre eigenen ;-)?

Weitere Beispiele, gefunden auf Wikipedia: Statt dröge, einem anderen Ausdruck für langweilig, schlägt das Programm die Droge vor. Die Metalllegierung Zinn wertet es ebenfalls als Schreibfehler; laut Einschätzung des Programms gehört an die Stelle das Wort Sinn. Das passiert deshalb, weil es aus der Häufigkeit der Nutzung dieser Wörter in Sätzen Schlussfolgerungen zieht. Und sich dabei leider gelegentlich irrt. (So funktionieren auch die Formulierungsvorschläge auf Smartphones.)

Eine Regel im Deutschen, die Korrekturprogramme grundsätzlich nicht kennen: Nach einem Doppelpunkt wird das erste Wort immer groß geschrieben, sofern ein vollständiger Satz folgt. Weil solche differenzierte Vorschriften nicht zum Training gehören, kann die KI nicht entscheiden, wann ein Satz alle Teile enthält, um als vollständig zu gelten. Dafür müssen zwingend Subjekt, Prädikat und eine Ergänzung, etwa in Form eines Objekts oder eines Adverb, vorhanden sein. Zwei Beispiele:
1. ein vollständiger Kurzsatz: Das Programm kennt nichts. Deshalb wird nach dem Doppelpunkt großgeschrieben.
2. der gleiche vollständige Satz ergänzt durch die Erläuterung des Wortes nichts: Das Programm kennt nicht alle Feinheiten der deutschen Grammatik.

Diese Beispiele zeigen: Das Rechtschreibprogramm findet vieles, aber nicht alles. Verlässt du dich ausschließlich darauf, setzt du dich der Gefahr aus, einen fehlerhaften Text abzuliefern.

Mein Tipp: Die Rechtschreibprüfung ist eine gute Vorbereitung auf die Schlusskorrektur. Um völlig sicher zu gehen, beauftrage zusätzlich einen Menschen, der sich mit Rechtschreibung auskennt. Dann bekommst du wegen zu vieler Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler keine Abzüge bei der Note. Schau dir auch mein Angebot an https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ und nimm Kontakt für ein unverbindliches Kennenlerngespräch auf, wenn du mit mir zusammenarbeiten möchtest https://jetzt-schreiben.de/kontakt/.

Fun-Fact: Ich habe meine Magisterarbeit vor fast 40 Jahren von meinem damaligen Freund Korrekturlesen lassen, leider ohne seine Legasthenie zu berücksichtigen. Das Ergebnis: 105 Fehler auf 108 Seiten, also beinahe auf jeder Seite einer. So viele hatte ich bis dahin noch nie in einem Text.

Das gab natürlich Minuspunkte für die Form und Abzüge bei der Note. Selbst schuld, deshalb habe ich die Verantwortung übernommen. Und daraus gelernt: Bevor ich jemanden mit dem Korrekturlesen beauftrage, prüfe ich genau, ob dieser Mensch auch über die nötigen Fähigkeiten fürs Korrigieren verfügt. Und je wichtiger der Text ist, desto lieber bezahle ich dafür.
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3. Die korrekte Verbform – Schwierigkeiten mit der Kongruenz

Weitere Schwierigkeiten zeigen sich bei der Entscheidung für die richtige Verbform. Im Deutschen gilt die Regel, dass die Formen von Prädikat und Subjekt übereinstimmen müssen, also dem Verb im Satz und dem Substantiv, auf das sich alles bezieht. Das nennt man Kongruenz.

Mir ist es passiert, dass das Rechtschreibprogramm den Satz »Warum hatte die Tote eine der Schubladen abgeschlossen?« bemängelt hat. Es schlug vor, die dritte Person Plural zu verwenden, also hatten, statt, wie ich geschrieben hatte, der dritten Person Singular. Doch der Satz ist korrekt, weil sich das Verb auf eine weibliche Tote bezieht und nicht auf mehrere Tote.

Mein Tipp: Dieses Problem kannst du manuell abstellen, wenn du an der betreffenden Stelle mit der rechten Maustaste das Kontextmenü aufrufst und den Befehl Nicht auf dieses Problem untersuchen anklickst. Sonst erscheint die Meldung bei jedem Öffnen des Textes wieder.

Die Entscheidung, welche Form die richtige ist, nimmt dir die KI nicht ab. Deshalb lies deinen Text nach Abschluss der Korrekturphase selbst noch einmal sorgfältig durch. Sonst riskierst du, dass Fehler stehenbleiben. Wenn du dir unsicher bist, frag jemanden, der sich damit auskennt, und schau dir auch gerne mein Angebot an: https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/.

 

4. Warum KI so schlecht zwischen dass und das unterscheiden kann

Für Menschen ist gar nicht so schwer zu erkennen, ob nach einem Komma das oder dass korrekt ist. Die Rechtschreibkorrektur von Word dagegen kann die Regeln nicht anwenden und meldet deshalb oft Fehler, obwohl die Schreibweise stimmt.

Für eine KI wie ChatGPT stellen diese beiden kleinen Wörter sogar eine richtige Herausforderung dar. Die Ursache: Die Programme werden mit großen Mengen an Texten gefüttert, damit sie die korrekte Schreibweise lernen. Naturgemäß sind diese nicht fehlerfrei. Anhand des Gelernten treffen sie später ihre Entscheidungen. Die Fehler werden also potenziert, solange sie niemand korrigiert. Mittlerweile kann der Algorithmus nicht mehr erkennen, was richtig und was falsch ist.

Mit der Zeit lernen KIs dadurch immer häufiger von Texten, die sie selbst korrigiert haben, seien diese richtig oder falsch. Je mehr dadurch Fehler produziert oder übersehen werden, desto seltener stimmt die Rechtschreibung.

Mein Tipp: Gerade bei der Unterscheidung von das und dass bist du auf der sicheren Seite, wenn du dir die Regeln aneignest. Diese erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.

5. Kleine Rechtschreibschule zu das und dass

Regel 1: Bei das mit einem s handelt es sich um einen bestimmten Artikel. Nach einem Komma ersetzt dieser im Nebensatz das Subjekt aus dem Hauptsatz. Das gilt auch für die anderen beiden Artikel die und der. Bei dieser Satzkonstruktion nennt man den Nebensatz einen Relativsatz.

Merke: Immer, wenn sich für das nach dem Komma der bestimmte Artikel einsetzen lässt, brauchst du nur ein s.

Beispiel 1: »Sie verlangen Aufklärung darüber, wie das Mietobjekt genutzt wird, das wir angeblich im Jahr 2020 erworben haben.«
Erläuterung: In dem Satz bezieht sich das auf das Mietobjekt, es handelt sich um einen Relativsatz. Also ist ein s korrekt. (Fun-Fact: Word markierte diesen Satz aus einem Brief an das Finanzamt tatsächlich als falsch und schlug stattdessen dass vor.)

Regel 2: dass mit zwei s kann sich auf das Verb oder das Subjekt des Hauptsatzes beziehen. Es steht immer am Anfang eines Ergänzungssatzes.

Beispiel 2 Subjekt: Alle erkennen spätestens ab der siebten Klasse im Deutschunterricht, dass deutsche Grammatik nicht einfach ist.
Erläuterung: das würde nicht passen, weil sich dass auf das Verb erkennen bezieht und nicht auf das Subjekt Alle.

Beispiel 3 Verb: Ich versichere, dass ich diesen Artikel nach besten Wissen und Gewissen geschrieben habe.
Erläuterung: Die Konjunktion dass bezieht sich auf das Verb schreiben am Satzende. Es gibt kein Subjekt, zu dem sie gehört.

Merke zu Bsp. 2 und 3: Hier wird jeweils das Verb genauer erläutert, nicht das Subjekt ersetzt. Also sind zwei s korrekt.

Gerade, weil die Anwendung von das und dass grammatikalisch so einfach zu unterscheiden ist, lohnt es sich, die Regeln zu lernen. Wenn du Relativsätze erkennst, vermeidest du viele Fehler in deinem Text, die KI und Rechtschreibprüfung nicht finden.

Für alle, die dafür zu wenig Zeit haben, gibt es Profis wie mich, die ihrem Text den letzten Schliff geben https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ .
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6. Unbekannte Wörter überfordern Programme 

Der deutsche Wortschatz ist so groß, dass selbst einem Rechtschreibprogramm, das mit dem Duden trainiert wurde, manches unbekannt ist.
Dazu ein Beispiel aus meinem Irland-Krimi:
»Reilly hat mich direkt an der Zapfsäule erwischt«, beichtete er.

Word markierte das Verb beichtete als falsch und schlug berichtete vor. Das Programm kannte das Wort beichten im Imperfekt nicht, also in seiner Vergangenheitsform. Das halte ich für einen Fehler, den man beim Gegenlesen leicht übersieht, weil die Worte sich sehr ähneln und nur durch ein r in der Mitte unterscheiden. In diesem Fall hat das Programm zum Glück vorher gefragt, ob ich das ändern möchte. Wollte ich natürlich nicht.

Mein Tipp: Dieses Problem besteht schon seit Jahren, fraglich, ob überhaupt und, wenn ja, wann der Hersteller es behebt. Deshalb nicht über Fehlermeldungen hinweg lesen, sondern korrigieren oder manuell abstellen, wie oben unter Punkt 3 beschrieben.

Fürs genaue Lesen und Spezialfälle der deutschen Grammatik stehe ich dir zur Verfügung. Schau hier nach meinem Angebot https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ .
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7. Der richtige Zeitpunkt fürs professionelles Korrekturlesen

Die Hilfe einer KI ist angenehm und sinnvoll, solange man erkennt, wo ihre Grenzen liegen. Sie beherrscht die Basics und nimmt Schreibenden damit viel Arbeit ab, aber diese werden immer mehr verwässert durch fehlerhafte Texte. Deshalb setzte sie ein und sei dir der Risiken bewusst .

Mein Tipp: Alle beschriebenen Probleme nerven und halten beim Fertigstellen eines Textes auf. Nimm Korrekturlesen deshalb immer als Arbeitsschritt in die Zeitplanung mit auf und veranschlage dafür zehn Prozent der gesamten Arbeitszeit. Hast du etwa bei einer wissenschaftlichen Hausarbeit sechs Wochen für den gesamten Schreibprozess eingeplant, dann halte dreieinhalb Tage ausschließlich fürs Korrekturlesen und Korrigieren frei.

Oft aber fehlt die Zeit, nach Fertigstellung des Textes alles selbst in Ruhe durchzugehen. Deshalb frage rechtzeitig jemanden an zum Gegenlesen. Das kann jemand aus deinem Freundeskreis sein, ein Mensch, der Deutsch studiert hat, oder eine Person aus der Nachbarschaft, die sich immer über Schreibfehler in der Tageszeitung aufregt.

Auf Nummer sicher gehst du mit jemand Professionellem wie mir, die sich im Laufe ihrer Berufstätigkeit eine große Expertise in Sachen Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung erworben hat. Natürlich kostet das Geld und auf jeden Fall mehr, als die großen Portale ihren studentischen Hilfskräften bezahlen.

Doch es ist gut investiert, weil im Korrektorat nicht nur ein Rechtschreibprogramm über deinen Text läuft: Ich setze mich mit ihm Seite für Seite auseinander. Dabei denke ich mich auch in dein Thema ein und weise dich darauf hin, wenn ich gravierende Lücken, Brüche oder Widersprüche entdecke.

Direkt zu meinem Angebot fürs Korrekturlesen: https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/
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Wer dir hier schreibt: Hallo, ich bin Sabine Staub-Kollera, Lektorin und Coach für Schreibende, die den Weg zum stimmigen Text lieber mit einem Menschen als einer KI gehen.

Dir hat dieser Artikel geholfen oder du hast Anmerkungen dazu? Dann lass es mich über das Kontaktformular wissen!

Demnächst liest du hier, wie du ohne KI mit kreativen Methoden Inhalte generieren kannst. Und wie du deine Texte mit einem echten Menschen als Gegenüber durch Peer-Feedback überarbeitest statt einsam mit einer KI.

Fotos: IStock/AndreyPopow und privat

 

Posted by sabine in Schreibprozess, Tipps fürs wissenschaftliche Schreiben, Überarbeitung, 0 comments

Was macht wissenschaftliches Schreiben aus – und wie setzt du das um?

Du hast ein Thema bekommen für deine Facharbeit, Bachelorarbeit oder die Masterarbeit und fragst dich, was von dir erwartet wird. Deine Arbeit ist fertig, aber du bist dir unsicher, ob sie den formalen und inhaltlichen Kriterien entspricht. In diesem Artikel erkläre ich dir, welche Merkmale deine Arbeit haben sollte, damit sie die Anforderungen an wissenschaftliche Texte erfüllt. Und am Ende erfährst du, wie du sie umsetzt, auf die Schnelle mit KI oder nachhaltig mit Feedback. Damit du mutig ins Schreiben oder in die Überarbeitung einsteigen kannst.

Inhaltsverzeichnis

1. Definition: Was ist eigentlich mit wissenschaftlichem Schreiben gemeint?

2. Merkmal 1: In wissenschaftlichen Texten musst du alles erklären

3. Merkmal 2: In wissenschaftlichen Arbeiten musst du alles begründen

4. Merkmal 3: Beim wissenschaftlichen Schreiben stellst du Bezüge her

5. Merkmal 4 Beim wissenschaftlichen Schreiben trennst du Beschreibung, Analyse/Erklären und Schlussfolgern

6. Merkmal 5: Beim wissenschaftlichen Schreiben verwendest du eine unpersönliche Sprache

7. Merkmal 6: Unverzichtbar für deinen wissenschaftlichen Text sind Zitieren bzw. Paraphrasieren sowie Belegen und Verweisen

8. Drei Wege, deinen Text auf wissenschaftliches Niveau zu bringen

  1. Wenn die Zeit drängt und du es dir alleine nicht zutraust
  2. Wenn es dir wichtig ist, dass alles von dir stammt, und du noch Zeit bis zur Abgabe hast
  3. Wenn du das wissenschaftliche Schreiben von der Pike auf lernen möchtest

9. Die wichtigste Zutat: Traue dir das wissenschaftliche Schreiben zu!

10. Mein Angebot an dich

1. Was ist eigentlich mit wissenschaftlichem Schreiben gemeint?

Wissenschaftliches Schreiben setzt wissenschaftliches Arbeiten voraus: Bevor du über dein Thema schreibst, setzt du dich mit ihm auseinander. Du eignest dir das Wissen darüber an, denkst darüber nach und hinterfragst die vorhandenen Ergebnisse. Dann entscheidest du, was für dein Thema wichtig ist, ziehst Schlussfolgerungen und wandelst die Erkenntnisse durch Schreiben in deinen eigenen Text um. Dabei benutzt du mit der wissenschaftlichen Ausdrucksweise eine sachliche Sprache.

Ziel des ganzen Prozesses (und der vielen Arbeit, die du dir machst,) ist der Zuwachs an Wissen mittels der Erkenntnisse, die du gewinnst: Wissenschaftliches Arbeiten und wissenschaftliches Schreiben gehen also Hand in Hand. Dass du die von dir erwartete Leistung erbracht hast, zeigt sich zuerst im Aufbau der Arbeit mit Einleitung, Hauptteil und Schluss.

Puh, denkst du vielleicht, das klingt ganz schön anspruchsvoll. Lies hier, wenn du Mut fürs wissenschaftliche Schreiben brauchst: https://jetzt-schreiben.de/warum-du-trotz-schlechter-deutschnote-eine-gute-wissenschaftliche-arbeit-schreiben-kannst/ Oder orientiere dich an den folgenden sechs Merkmalen, dann bekommst du es mit ein bisschen Übung hin:

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2. Merkmal 1: In wissenschaftlichen Texten musst du alles erklären

Wissenschaftliche Texte bereiten Informationen auf und erklären sie für die Wissenschaftsgemeinde. Sie sind das Gegenteil von Lexika oder Telefonbüchern, die Informationen lediglich auflisten. Der Stil ist sachlich und nicht erzählend.

Wie erreichst du das im Einzelnen? Durch dein Thema hast du eine Fragestellung erarbeitet. Um diese zu beantworten,

  • stellst du die Informationen dar,
  • systematisierst sie,
  • analysierst und interpretierst sie, um sie schließlich
  • zu diskutieren und zu bewerten.

Du erarbeitest deine Ergebnisse, indem du dich an Fragen orientierst wie:

  • Warum ist der Sachverhalt so (und nicht anders)?
  • Unter welchen Voraussetzungen kam es zu dem Zustand/ kann es dazu kommen?
  • Wo, wann, unter welchen Bedingungen gilt oder galt etwas/diese Aussage?
  • Wie bzw. warum entstand eine bestimmte Auffassung? Wie hat sie sich verbreitet?

Merke: In wissenschaftlichen Texten steht nichts zwischen den Zeilen. Auch wenn sich Lesende etwas selbst denken könnten, weil sie sich besser im Thema auskennen als du, schreibst du alles hin, was es braucht, um dein Thema umfassend und abschließend zu bearbeiten!

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3. Merkmal 2: In wissenschaftlichen Arbeiten musst du alles begründen

Damit deine Arbeit von der wissenschaftlichen Welt ernst genommen wird, begründest du in deiner Arbeit deine gesamte Vorgehensweise. Das beginnt schon mit dem Thema, denn in der Einleitung machst du seine Relevanz deutlich. Genauso begründest du in jedem einzelnen Kapitel und den jeweiligen Unterkapiteln, warum du genau an dieser Stelle diese Unterfrage behandelst und klärst.

Auch die Wahl deiner Methode musst du begründen: Deine Leser*innen wollen wissen, warum du dein Thema auf die gewählte Art und Weise untersuchst und nicht anders. Das setzt sich fort in der Reihenfolge deiner Argumentation: Sage ihnen, warum du dich dafür entschieden hast und nicht für eine andere.

Du denkst es dir bestimmt schon: Sie wollen auch wissen, warum du welche Quellen für die Bearbeitung des Themas ausgewählt hast. Sogar in jedem Schluss wird erwartet, dass du begründest, was deine Ergebnisse und Folgerungen bedeuten, wofür sie gelten bzw. angewendet werden können und wofür nicht. Ob im Schlusskapitel der Arbeit oder in den Zusammenfassungen der einzelnen Kapiteln.

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4. Merkmal 3: Beim wissenschaftlichen Schreiben stellst du Bezüge her

Wissenszuwachs und kritisches Hinterfragen vorhandener Erkenntnisse, die beiden Ziele von Wissenschaft, erreichst du dadurch, indem du dich sowohl auf Forschungsergebnisse aus der Literatur beziehst als auch auf vorhandene Methoden. Dadurch stellst du Bezüge her und trittst in den wissenschaftlichen Diskurs ein. Auch deine Arbeit trägt also dazu bei, die Ziele von Wissenschaft zu verwirklichen.

Das bedeutet für dich: Je weiter du im Studium fortgeschritten bist, desto mehr wird erwartet, dass du vollständig Bezug nimmst. Während du bei Hausarbeit oder Bachelorarbeit nur die wichtigste (und neueste) Sekundärliteratur berücksichtigen musst, wächst deren Umfang bei Master- oder Diplomarbeit. Bei der Dissertation sollte sie dann vollständig eingearbeitet sein.

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5. Merkmal 4: Beim wissenschaftlichen Schreiben trennst du Beschreibung, Analyse/Erklären und Schlussfolgern

Das Prinzip Beschreiben – Erklären (z. B. durch ein Beispiel) bzw. Analysieren – Schlussfolgern bildet das Gerüst des wissenschaftlichen Schreibens wie das Schreiben aller Sachtexte, z. B. im Beruf. Es schafft sowohl die Struktur der gesamten Arbeit als auch die der Haupt- und Unterkapitel. Ja, es zieht sich sogar durch bis in die einzelnen Absätze.

So gehst du vor: Zunächst beschreibst du deinen Gegenstand, dann analysierst du ihn und stellst dabei den theoretischen Bezug her. Zuletzt ziehst du deine Schlussfolgerungen aus der Darstellung und der Analyse. Letzteres wird hauptsächlich in Abschlussarbeiten erwartet, doch ich rate dir, das Schlussfolgern von Anfang an zu üben.

Diese Vorgehensweise empfehle ich dir aus zwei Gründen:

  • Deine Leser*innen wissen dadurch immer, an welchem Punkt der Argumentation sie sich befinden.
  • Durch diesen strengen Aufbau vermischst du die Ergebnisse deiner Forschungen nicht mit deiner persönlichen Meinung.

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6. Merkmal 5: Beim wissenschaftlichen Schreiben verwendest du eine unpersönliche Sprache

Die Wissenschaftssprache unterscheidet sich grundlegend von der Ausdrucksweise, die du normalerweise benutzt. Ich liste die Kennzeichen an dieser Stelle nur auf, demnächst wird es darüber einen eigenen Artikel geben:

Du sollst objektiv und sachlich schreiben, ohne Übertreibungen oder Redundanzen (Wiederholung von bereits Bekanntem). Informationen aus der Sekundärliteratur werden entweder paraphrasiert oder zitiert und die Fundstellen jeweils belegt (s. Merkmal 6). Widersprüche musst du ausschließen und aus deinen Darstellungen schlussfolgern. Es ist wichtig, dass du alle verwendeten Fachbegriffe einführst und definierst.

Der Text soll zudem inhaltlich und sprachlich verständlich sein. Das wird er dadurch, dass in wissenschaftlichen Texten meistens der immer gleiche Satzbau benutzt wird: Subjekt – Prädikat – Objekt. Abwechslung ist hier, im Gegensatz zum erzählenden Schreiben etwa, nicht gefragt.

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7. Merkmal 6: Unverzichtbar für deinen wissenschaftlichen Text sind Zitieren bzw. Paraphrasieren sowie Belegen und Verweisen

Doch warum muss man zitieren bzw. paraphrasieren und dann auch noch auf die originale Fundstelle verweisen? Denn beim wissenschaftlichen Schreiben kann diese Vorschrift ganz schön lästig werden, vor allem, wenn man gerade im Schreibfluss ist. Sie will dich nicht quälen, sondern gewährleistet, dass:

  • du objektiv bist: Deine Aussagen werden nachvollziehbar, Gedankengänge und Folgerungen können von den Lesenden überprüft werden.
  • dein Text sich einfügt in den Wissenszuwachs und die kritische Diskussion von Erkenntnissen.
  • du das Copyright einhältst und das geistige Eigentum anderer nicht zu deinem machst. Damit zeigst du Respekt vor deren Leistung.

So setzt du Zitate passend ein:

Beim Zitieren baust du wichtige oder prägnante Aussagen anderer Wissenschaftler in deinen Text ein. Zitate sollten deshalb immer relevant sein und in den Zusammenhang passen.

Sie können eine Fragestellung einleiten oder begründen, eine Argumentation vorbereiten oder absichern oder deine Position bzw. Folgerung untermauern. Ebenso kannst du mit einem Zitat starten, um die Aussage darin für einen Vergleich zu nutzen, etwas zu diskutieren oder zu definieren sowie deine Aussage davor weiterzuführen.

Deshalb achte darauf, dass deine Lesenden die Standorte der Quellen anhand deiner Angaben unkompliziert ermitteln können. Welche Zitierweise du am besten benutzt, erfährst du entweder bei deinem Fachbereich oder bei deiner Betreuungsperson.

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8. Drei Wege, deinen Text auf wissenschaftliches Niveau zu bringen

1. Wenn die Zeit drängt und du KI nutzen möchtest

Vor allem, wenn der Abgabetermin naht, und du nur den fertigen Text überprüfen möchtest, kann die Anwendung einer KI mit Textüberarbeitungsfunktion eine große Hilfe sein.

So gehst du vor:

– Öffne das Programm deiner Wahl und schreibe als Prompt in das Feld für die Frage: „Überarbeite den folgenden Text im Hinblick auf Wissenschaftlichkeit.“

– Kopiere das Kapitel, das bearbeitet werden soll, füge es im Programm in das Feld hinter der Frage ein und klicke auf Enter.

– Kopiere die Lösung des Programms und drucke sie entweder aus oder arbeite mit zwei Fenstern – den Originaltext im einen Fenster, im anderen der Vorschlag.

– Doch die KI hat Grenzen: Sie kann weder Zitate ergänzen oder überprüfen noch argumentative Schwachstellen oder Lücken füllen. (Dazu sind gegebenenfalls weitere Schritte mit anderen Prompts nötig.) So weist Chat GPT etwa darauf hin, dass die KI Fehler machen kann. Deshalb überprüfe die neue Fassung darauf, ob die Aussage noch immer dieselbe ist wie im Originaltext. Auch das braucht zusätzlich Zeit, die du einplanen solltest.

Wähle nun aus, welche Teile der Überarbeitung du übernimmst und welche nicht: Kopiere sie und füge sie in den Text ein, indem du den vorhandenen Text ersetzt.

– Weil sich dabei Fehler einschleichen können, lass zuletzt jemanden auf Logik, Vollständigkeit, Rechtschreibung und Zeichensetzung Korrektur lesen.

2. Wenn es dir wichtig ist, dass alles von dir stammt, und du noch Zeit bis zur Abgabe hast

Die Arbeit mit einer KI kann auch zeitraubend sein, weil man jeden Satz überprüfen und einordnen muss. Diese Zeit kannst du genauso gut dafür nutzen, deinen Text selbst zu überarbeiten. So gehst du vor:

– Nimm dir für den Anfang einen kürzeren Abschnitt vor, etwa ein Unterkapitel.

Arbeite ihn Merkmal für Merkmal durch, angefangen mit dem Erklären. Lies ihn ausschließlich daraufhin durch, ob du alles erklärt hast. Markiere die Stellen, an der die Erklärung fehlt.

– Hast du das ganze Unterkapitel durchgearbeitet, geht es an die Ergänzung des fehlenden Merkmals.

– Genauso verfährst du mit dem Begründen, dem Herstellen von Bezügen, usw.

Gehe zuerst lieber schrittweise vor, damit du nichts übersiehst. Mit der Zeit wirst du immer sicherer werden und kannst größere Abschnitte überprüfen. Irgendwann wirst du so viel Routine haben, dass du alle Merkmale gleichzeitig überprüfen kannst.

Ein weiterer Vorteil dieses Vorgehens: Das Schreiben deines Erstentwurfs wird sich verbessern, du wirst die Merkmale bei den nächsten Kapiteln oder Texten immer umfassender sofort einbauen. Und dadurch Zeit bei der Überarbeitung sparen.

– Weil sich immer Fehler einschleichen und man selber textblind wird, ist es auch bei dieser Methode wichtig, dass hinterher jemand deinen Text Korrektur liest. Entweder übergibst du ihn einem Menschen deines Vertrauens oder ziehst einen Profi hinzu, etwa eine Korrektorin oder eine Lektorin.

3. Wenn du das wissenschaftliche Schreiben von der Pike auf lernen möchtest

Du schreibst deine erste wissenschaftliche Arbeit oder stehst schon vor der Abschlussarbeit und willst weder Zeit verplempern noch das Ergebnis dem Zufall bzw. dem Wissen der KI überlassen. Für diesen Fall rate ich dir, dich von echten Menschen unterstützen zu lassen. Das ist aus meiner Sicht die beste Lösung, weil du so von Anfang an lernst, worauf es ankommt. So gehst du vor:

– Lerne die Grundlagen des wissenschaftlichen Schreiben in einem Workshop deiner Hochschule oder Universität. Danach weißt du genau, was von dir erwartet wird. Das lege ich dir sehr ans Herz, weil währenddessen meist die Gelegenheit besteht, das Thema einzugrenzen und die Fragestellung zu erarbeiten.

– Die individuelle Unterstützung während des Schreibprozesses bekommst du anschließend kostenlos in den Sprechstunden der Schreibzentren von Peer-Tutoren. Sie analysieren deinen Schreibstil und du findest heraus, wie du die Kriterien umsetzt, die ich dir in diesem Artikel erklärt habe. Der Nachteil: Die Berater sind selbst Studierende, dadurch ist ihr Niveau nicht unbedingt einheitlich. Zudem arbeitest du vermutlich jedes Mal mit jemand anderem. Dies kann auch ein Vorteil sein, weil man nicht mit jedem Menschen auf einer Wellenlänge liegt. Allerdings musst du dein Thema jeweils wieder neu erklären.

Du arbeitest lieber immer mit demselben Menschen? Dann wende dich an eine professionelle akademische Schreibberaterin. Sie verlangt zwar Honorar, dafür bekommst du von der ersten Idee bis zur Fertigstellung eine fundierte Expertise. Nicht zuletzt kennt sie alle Stolperfallen im Schreibprozess und kann dir weiterhelfen. Suche dir die Person danach aus, dass sie Erfahrung mit deinem Fachbereich hat.

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9. Noch eine wichtige Zutat: Traue dir zu, wissenschaftlich Schreiben zu lernen!

Wissenschaftlich Schreiben scheint am Anfang kompliziert zu sein. Doch lass dich davon nicht abschrecken. Denn der formale Aufbau und der immer gleiche Ablauf dient auch als Halt, der das Schreiben erleichtert. Vielen fällt es durch dieses Gerüst sogar leichter als eine Gedichtinterpretation, weil man sich nichts aus den Fingern saugen muss. Zudem wird es immer einfacher, nachdem du die ersten Erfahrungen damit gemacht hast. Lass dich nicht entmutigen, wenn Probleme beim Schreiben auftauchen. Suche dir Hilfe, zum Beispiel beim Schreibzentrum deiner Uni oder Hochschule. Und natürlich kannst du gerne unten in die Kommentare schreiben, wenn du eine Frage zu diesem Artikel hast. Oder dich bei mir melden, wenn du professionelle Unterstützung brauchst.

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10. Mein Angebot an dich

Du wünschst dir Begleitung beim Schreiben deiner Arbeit, die über das hinausgeht, was deine Universität oder Hochschule leistet? Als ausgebildete Schreibberaterin (Pädagogische Hochschule Freiburg) mit Schwerpunkt Wissenschaftliches Schreiben habe ich mittlerweile fast 20 Jahre Erfahrung in Schreibberatung, Textfeedback und Korrekturlesen von Hausarbeiten, Abschlussarbeiten und Dissertationen.

Allen mit kleinem Budget empfehle ich das Powerpaket Abschlussarbeit, drei Beratungen zum Sonderpreis für Studierende. Die ausführliche Info dazu gibt es hier: Aktuelles. Alle Details meines Angebots findest du über diesen Link: Leistungen und Honorar.

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Posted by sabine, 2 comments