Schreibprozess

Warum ich davon abrate, den kompletten Schreibprozess an eine KI auszulagern

Der Hype um KI ist riesig, vor allem beim Schreiben kommt man scheinbar um die Nutzung nicht mehr herum. Doch sind die Folgen für Gehirn, Kreativität und Schreibfähigkeiten gravierend. Diese Nachteile werden leider oft vergessen zu erwähnen. In diesem Artikel  zeige ich dir auf, welche das sind und erkläre, was beim Einsatz von KI-Programmen im Gehirn passiert. Du erfährst, wie du damit umgehst und deine Fähigkeiten stärkst, statt sie zu schwächen.

 

Inhaltsverzeichnis

  1. KI als Lösung aller Schreibprobleme?
  2. KI-Nutzung vernachlässigt die soziale Komponente
  3. So baust du die soziale Komponente ein
  4. Das gewinnst du beim Schreiben ohne KI
  5. Inhalte generieren für den ersten Entwurf
  6. KI in der Überarbeitung
  7. KI-Einsatz beim Schreiben ja, aber nur mit Kenntnis der Stolperfallen

1. KI als Lösung aller Schreibprobleme?

Vor einiger Zeit habe ich im Radio ein Interview gehört, dessen Quintessenz mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf geht. Die befragte Expertin ernannte darin Kreativität zusammen mit Emotionalität zu zentralen Zukunftsskills. Ihre These: Wer diese beiden beherrscht, wird auch in einer Welt bestehen, die uns immer mehr Unterscheidungsvermögen abverlangt.

Dagegen lese ich in IT- oder Schreib-Zeitschriften und auf Webseiten von IT-Coaches und Portalen für Schreib-Unterstützung, dass wir in Zeiten von Künstlicher Intelligenz in absehbarer Zeit weder das eine noch das andere brauchen werden. Weil sie vor allem das Schreiben einfach mache, laufe das Erstellen von Texten, also der Schreibprozess, quasi wie von selbst. Voraussetzung: Man schöpft die Möglichkeiten von Programmen wie ChatGPT mit aus, habe also die passenden Prompts parat. Das gelte für Sachtexte wie wissenschaftliche Arbeiten, Essays, Sachbücher, Homepagetexte oder Texten fürs Marketing, sogar, du ahnst es, für literarische Texte. Schreibprobleme und mangelnde Ideen würden dadurch sozusagen Geschichte.

Dass am Ende beim Einsatz von KI ein Text herauskommt, ist keine Frage. Doch hat sich herausgestellt, dass nicht nur die Qualität des Produkts oft zu wünschen übrig lässt: Durch das Auslagern des Denkens verlieren Menschen auch geistige Fähigkeiten. Diese Kehrseite der KI-Nutzung wird aus meiner Sicht viel zu oft verschwiegen. Die Programme wirken sich auf unser Gehirn aus, nutzen wir sie ausschließlich. Du kannst sie beim Schreiben sinnvoll und bewusst einsetzen und gleichzeitig die kreativen und emotionalen Fähigkeiten stärken. Was du dabei beachten muss, erkläre ich dir in diesem Blogbeitrag anhand der Textgenerierung, sprich des Erstentwurfes eines Texts. zurück

2. KI-Nutzung vernachlässigt soziale Komponente

Zugegeben: Das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes kann ein beschwerlicher und langwieriger Prozess sein. Da ist es verlockend, ihn an Programme auszulagern, die versiert darin scheinen, komplexe Themen und komplizierte Gedankengänge zu durchdenken und auszuformulieren.

Doch leider benutzt, wer viele Aufgaben an eine KI übergibt, sein Gehirn über 50 Prozent weniger, als wenn er sich ein Thema selbst erarbeitet. Gleichzeitig verringern sich bei ihm innerhalb kurzer Zeit Denkvermögen, Kritikfähigkeit und Kreativität. Das hat eine Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) festgestellt. (Vielen Dank an meine Schreibpädagogik-Kollegin und Psychologin Ulrike Scheuermann, Geschäftsführerin der esencia GmbH, über deren Newsletter denkanstoss ich auf diese Ergebnisse aufmerksam geworden bin.)

Menschen wollen interagieren, KI macht einsam

Warum ist das so? Wir Menschen sind soziale Wesen, wir wollen interagieren. Jeder ertappt sich gelegentlich dabei, wie er mit seiner Umgebung spricht, ob das der Hund ist, dem wir unsere Sorgen anvertrauen, die Spülmaschine, die möchte, dass wir das Sieb reinigen, oder das Auto, dem wir sogar Namen geben. Mit unserer Umgebung zu kommunizieren trägt dazu bei, dass unsere Fähigkeiten nicht nur erhalten bleiben. Sie werden sogar gefördert und darin liegt aus der Sicht von Fachleuten wie Ulrike Scheuermann auch eine Lösung für den Umgang mit KI: Sie raten dazu, beim Nutzen von KI eine soziale Komponenten einzubauen, sich also mit anderen über Ideen, Planungen und Ergebnisse auszutauschen.

Das wirkt zum einen der Vereinsamung entgegen, die entsteht, wenn man ausschließlich mit KI-basierten Programmen arbeitet. Zum anderen entspricht es der Intention von Schreiben, sei es in Wissenschaft, im Beruf, für die Information oder die Unterhaltung: Das Ziel ist, sich mit vorhandenen Erkenntnissen und Positionen auseinanderzusetzen und sie zu diskutieren. zurück

3. So baust du die soziale Komponente ein

Am meisten schadet deinem Gehirn, wenn du nur für dich allein, ohne Kontakte, deine Arbeit schreiben lässt. Wenn du sie also nutzen möchtest, solltest du diese Komponente einbauen. Überprüfe dafür zuerst, bei welchen Schritten das sinnvoll ist, und wann zusätzlich oder ausschließlich deine eigene Leistung gefordert ist. Am besten eignet sich aus meiner Sicht die Literatursuche, dort ist KI-Nutzung mittlerweile für ein gutes Ergebnis unerlässlich.

Austausch verhindert Vereinsamung

Aufgrund der Erkenntnisse der Forschung empfehle ich folgenden Dreischritt:

– Erarbeite dir jeden Schritt zunächst alleine und tausche dich anschließend über deine Erkenntnisse und Ergebnisse mit deinem Lern- bzw. Schreibpartnern aus.

– Beauftrage nun ChatGPT oder eine andere KI, das, was du gefunden hast, zu präzisieren, zu ergänzen oder infrage zu stellen.

– Überprüfe die Ergebnisse der KI und passe sie an dein Thema an, am besten im Austausch und der Diskussion mit anderen. Diese Menschen müssen sich übrigens nicht mit deinem Thema auskennen. Es reicht, wenn sie sich dafür interessieren.

Führe ein Arbeitsjournal, um den Austausch vorzubereiten. Das kann eine einfache Kladde, ein Heft oder ein Collegeblock sein. Darin hältst du deine Gedanken und Ideen, Ergebnisse der Erarbeitung und Schlussfolgerungen fest. Ich bevorzuge das Schreiben mit der Hand, weil dadurch zum einen mein Lern- und Denkprozess gefördert wird. Zum anderen ich darin auch Schaubilder anlegen oder mit kreativen Methoden arbeiten, deren Ergebnisse später in die Rohfassung einfließen. zurück


4. Das gewinnst du beim Schreiben ohne KI

Die Anwendungen einer KI für die einzelnen Schritte des Schreibprozess von Themenfindung bis Überarbeitung sind schon häufig beschrieben worden. In diesem Absatz zeige ich anhand des Erstentwurfs bzw. Rohfassung, welche Alternativen es gibt, um auf Ideen zu kommen und Inhalte zu generieren.

Der erste Entwurf eines Textes nimmt meist bis zu einem guten Drittel der Schreibzeit in Anspruch, deshalb wird er inzwischen gerne an eine künstliche Intelligenz ausgelagert. Unterschätzt wird, was es zurückgibt, wenn man sich selbst daran macht. Denn hier entwickelst du Ideen und Gedanken, Plot, Figuren und Konflikte. Du gibst deinem Denken eine Richtung und dadurch Struktur. Dabei schreibst du dich von Argument zu Argument, von Konflikt zu Konflikt, und merkst schließlich, dass du ein Teil deiner Disziplin bist, deines Fachgebiets und Genres. Was vorher nur in deinem Kopf war, wird lebendig und fügt sich zu einem logischen Ganzen zusammen.

Wir verlieren viel, wenn wir das Denken einer KI überlassen

Ich finde, wir verlieren viel, wenn wir dies einer KI überlassen. Nämlich die Chance, sich auszudrücken mit den eigenen Ideen und der ganz persönlichen Sicht auf ein wissenschaftliches oder literarisches Thema, eine gesellschaftliche Entwicklung oder ein Fachgebiet mit seiner Spezialisierung. Wenn dir KI das abnimmt, gehen deine Gedanken nie über das hinaus, was andere vor dir schon gedacht haben. Denn sie kann nur das wiedergeben, was sie im Netz findet. (Link zum vorherigen Blogartikel). Nur du kannst das ausdrücken, was in dir steckt, und deshalb plädiere ich dafür, sich mutig an die Arbeit zu machen. Siehe auch mein vorheriger Artikel .
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5. So entwickelst du Inhalte ohne KI

Bewährt haben sich dafür kreative Techniken, die ich dir sehr ans Herz lege. Für die Ideenfindung und das Sammeln von Ideen eignen sich Brainstorming oder Clustering. Verschiedene Formen des Freewritings helfen, Gedankengänge zu entwickeln oder zu präzisieren. Damit wirst du unabhängig von künstlicher Intelligenz und das Beste daran: Sie zu nutzen, stachelt das Gehirn an, kreativ zu werden, und fördert so genau die Fähigkeiten, mit denen du in unserer Zeit punktest. Du erhältst und stärkst die Funktionsfähigkeit deines Gehirns.

Mit Stift und Papier Ideen finden

Für alle Methoden brauchst du lediglich Papier und einen Stift sowie einen Timer. Beim Brainstorming schreibst du deine Ideen untereinander in Kolumnen. Clustering geht einen Schritt weiter und zeigt die Verknüpfung von Ideen auf. Hier suchst du zu einem zentralen Wort oder Thema, das du in die Mitte des Blattes schreibst. Darum herum notierst du alles, was dir einfällt, immer nur einen oder maximal zwei Begriffe. Diese umkreist du und verbindest sie mit dem zentralen Thema sowie untereinander mit Linien, genauso, wie es dir in dem Moment richtig erscheint.

Für Textteile und die Präzisierung von Gedanken eignen sich offenes und fokussierte Freewriting oder auch Loopwriting. Das Freewriting empfehle ich, wenn du noch nicht weißt, worauf der Fokus eines Textteils liegt. Als Überschrift notierst du dein Thema und schreibst dann alles hin, was dir dazu einfällt D. h., Abschweifungen sind erlaubt, dein Gehirn übernimmt die Führung und wird garantiert unerwartet kreativ werden.

Das Fokussierte Freewriting eignet sich, um gezielt nachzudenken. Diesmal bleibst du bei deinem Thema, d. h., wenn deine Gedanken abschweifen, kehrst du innerhalb der Schreibzeit wieder zu ihm zurück. Hinterher schaust du, was sich gezeigt hat, und nutzt das Ergebnis für deinen Text oder beginnst ein weiteres, falls sich dabei ein neuer oder besserer Aspekt herauskristallisiert hat.

Das Loopwriting ist eine weiterentwickelte Form des fokussierten Freewritings und geeignet, um Ideen zu schärfen und auf den Punkt zu bringen. Hier teilst du die Schreibzeit in vier gleich große Teile auf, in denen du sowohl schreibst als auch das, was sich zeigt, reflektierst und deine Überlegungen in die nächste Schreibzeit mit aufnimmst.

Kreativität fördern mit Brainstorming, Clustering und Freewriting

Für alle Methoden gilt, sich nicht zu kritisieren und nicht zurückzuschauen oder gar Rechtschreibfehler zu korrigieren. Der Clou: Indem du dir den Timer deines Handys oder einen Küchenwecker auf wenige Minuten stellst, setzt du dich unter künstlichen Zeitdruck. Dein Gehirn wird dadurch zu Produktivität angeregt und liefert dir auch außergewöhnliche Ergebnisse, auf die du sonst nicht ohne weiteres kommen würdest.

Alle Methoden habe ich selbst ausprobiert, sowohl in den Beratungen als auch für mein eigenes Schreiben. Meine Kundinnen und Kunden sind durch die Bank überrascht und gleichzeitig glücklich darüber, was sie damit an Ideen und Text produzieren. Auch ich empfinde sie als wertvolles und mächtiges Werkzeug im kreativen Schreibprozess.

Über das Kontaktformular kannst du bei mir ein kostenloses Workbook anfordern. Schreib einfach Kreativ in die Betreffzeile und ich schicke es dir umgehend zu. Du findest darin einen Überblick über die verschiedenen Methoden und zu jeder eine genaue Anleitung. Damit kannst du sofort in die Arbeit einsteigen und erleben, wie viel an Vorwissen und Ideen in dir stecken, wenn du dir vertraust. Probiere aus, welche Methode für dich und den jeweiligen Schreibschritt Schreiben passt. Ich kann mir vorstellen, dass du mit einiger Erfahrung ChatGPT nur noch als Notnagel nutzt, wenn du überhaupt nicht mehr alleine weiterkommst. Auch in einer Beratung bei mir kannst du herausfinden, was du brauchst, um ohne gehirnschädigende KI zu Ideen und Inhalten zu kommen. zurück

6. KI in der Überarbeitung

Noch ein paar Worte zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Überarbeitung. Wer damit schon gearbeitet hat, hat es sicher gemerkt: Sie hat zwei Schwachstellen. Zum einen kann sie keinen roten Faden identifizieren oder beibehalten. Zum anderen ist sie nicht in der Lage, Inhalte auf hohem Niveau zu reflektieren. Deshalb funktioniert die inhaltliche Überarbeitung mit KI am besten, wenn du dich zuvor selbst mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Oder du nutzt für neue Erkenntnisse die oben beschriebenen kreativen Methoden.

KI schwächelt beim roten Faden und kann nicht reflektieren

Hinzu kommt, dass sie manchmal etwas erfindet, das sogenannte Halluzinieren, oder Inhalte liefert, die nur am Rande mit deinem Thema zu tun haben. Aus diesen Gründen musst du jeden Vorschlag überprüfen, bevor du ihn übernimmst. Das funktioniert nur, wenn du selbst tief in dein Thema eingetaucht bist. Du siehst, du kommt über die Auseinandersetzung und Einarbeitung mit deinem Thema nicht herum

Über die Stolperfallen bei der formalen Überarbeitung, sprich Sprache, Rechtschreibung, Zeichensetzung sowie Anmerkungen und Literaturliste, habe ich einen eigenen Artikel geschrieben, den du hier lesen kannst: https://jetzt-schreiben.de/was-programme-zum-korrekturlesen-leisten-und-was-nicht/ . An dieser Stelle nur so viel: KI übernimmt auch Fehler, weil sie oft die Grammatik nicht kennt und deshalb nicht entscheiden kann, was stimmt, oder eine etwas eigenwillige Vorstellung von Satzbau bzw. Ausdruck hat. zurück

7. KI untergräbt die Selbstwirksamkeit 

Tatsächlich scheint es einfacher und zeitsparender, KI beim Schreiben einzusetzen. Doch wie ich dir gezeigt habe, stehen dem Gewinn auch Verluste entgegen. Durch ihre Nutzung gehen nicht nur Denkfähigkeit, Merkfähigkeit und Kreativität verloren, sie macht unsere Welt auch ärmer an Ideen und Argumenten. Übergebe ich den gesamten Schreibprozess einem Programm, das nur das Wissen zusammensammelt, das es im Internet findet, also schon vorhanden ist, bleibt der Lerneffekt aus. Weder ich noch die Lesenden meines Textes erfahren etwas Neues. Wie genau KI arbeitet, habe ich in diesem Artikel beschrieben, den du hier lesen kannst. KI findet immer nur den Mainstream, aber nicht deine inhaltliche, emotionale und geistige Nische. Auch in mündlichen Prüfungen hilft sie dir nicht. Dafür musst du weiterhin selbst lernen.

KI verhindert das Gefühl der Befriedigung

Eine weitere gravierende Folge, die zu selten beachtet wird: Ich sehe auch und vor allem unsere Selbstwirksamkeit gefährdet und die Befriedigung, die dadurch erwächst, dass wir uns länger mit einer Aufgabe beschäftigen und sie erfolgreich abschließen. Wir wachsen nicht mehr, sondern machen uns klein gegenüber einem Programm, dessen Wissen sich aus dem Internet speist. Also aus dem, was andere sich erarbeitet haben. Wenn keiner mehr denkt, verharren wir über kurz oder lang in der Position von unmündigen Kindern, die sich alles von Erwachsenen vorschreiben lassen (müssen).

Vertraue auf deine geistigen Fähigkeiten

Lass dir deshalb nichts vormachen und vertraue auf dein Denkvermögen, deine Kreativität und deine Expertise. Ich sehe deshalb große Vorteile darin, sich im Schreibprozess zwar von einem Programm Schritten abnehmen zu lassen, die den Rechercheaufwand minimieren. Immer dann jedoch, wenn ich als Persönlichkeit gefragt bin und meine persönliche Sichtweise auf die Welt, werde ich das nicht aus der Hand geben. Bei meinem Krimi habe ich es ausprobiert, etwa bei der Beschreibung von Schauplätzen oder Personen. Letztendlich habe ich lieber mit Fotos gearbeitet und so viel gestrichen und umformuliert, dass vom ursprünglichen Vorschlag der KI so gut wie nichts übrig blieb. Ich habe dies als Umweg und Zeitverschwendung abgehakt.

Auch diesen Artikel habe ich gänzlich ohne KI erstellt. Ihn zu schreiben, hat viel Zeit in Anspruch genommen. Ich habe dafür Material gesucht, meine Ideen notiert, sie mit dem Thema zusammengebracht und weiterentwickelt. Aber jetzt bin ich zufrieden damit und habe etwas geschafft: Ich habe mich in der Diskussion über KI im Schreiben positioniert. Und das macht mich stolz. Dieses Gefühl wünsche ich dir auch! zurück

Wer dir hier schreibt:
Hallo, ich bin Sabine Staub-Kollera, Lektorin und Coach für Schreibende, die den Weg zum stimmigen Text lieber mit einem Menschen als einer KI gehen.

Über das Kontaktformular kannst du bei mir ein kostenloses Workbook zu den kreativen Techniken anfordern. Schreib einfach Kreativ in die Betreffzeile und ich schicke es dir umgehend zu. Du findest darin einen Überblick über die verschiedenen Methoden und zu jeder eine genaue Anleitung. Damit kannst du sofort in die Arbeit einsteigen.

Mit dem Erhalt willigt du gleichzeitig ein, meinen Newsletter zu abonnieren. Damit informiere ich dich über neue Blogartikel und besondere Aktionen. Er erscheint in unregelmäßigen Abständen, aber im Durchschnitt nicht mehr als einmal im Monat. Mit einer Mail an info@jetzt-schreiben.de kannst du dich jederzeit wieder davon abmelden.

Dir hat dieser Artikel geholfen oder du hast Anmerkungen dazu? Dann lass‘ es mich über das Kontaktformular wissen!

Credits:
MIT-Studie zu kognitiven Schulden durch KI-Nutzung: Kosmyna, N., et al. (2025): Your Brain on ChatGPT: Accumulation of Cognitive Debt when Using an AI Assistant for Essay Writing Task. DOI: 10.48550/arXiv.2506.08872 
-> Kerndokumentation und Zusammenfassung: “Your Brain on ChatGPT” vom MIT Media Lab, Juni 2025

Web-Seite von Ulrike Scheuermann: ulrike-scheuermann.de (der Link zum Artikel „KI gehirngerecht nutzen“ ist leider nicht verfügbar)

 

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Wie du trotz schlechter Deutschnote gute wissenschaftliche Arbeiten schreibst

Immer wieder kommen Menschen zu mir, die Angst vor dem wissenschaftlichen Schreiben oder sogar dem Schreiben an und für sich haben, weil sie in der Schule eine schlechte Note im Fach Deutsch hatten. Warum das kein Hinderungsgrund ist, dein Studium abzuschließen, und wie du erfolgreich eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, erfährst du in diesem Artikel.

*In diesem Artikel verwende ich nur weibliche Formen. Alle anderen Geschlechter sind natürlich mitgemeint.

Inhaltsverzeichnis

1. Schlechte Erfahrungen wirken lange nach

2. Äußere Bedingungen beeinflussen das Schreiben

3. Schubladendenken – eine Ursache für schlechte Noten

4. Wissenschaftliches Schreiben ist individueller

5. Der Schreibprozess – das geniale Mittel gegen Schreibangst

6. Deshalb wirkt der Schreibprozess

7. Schritt für Schritt ins Schreiben kommen

8. Mein Angebot an dich

 

1. Schlechte Erfahrungen wirken lange nach

Manche Erlebnisse in der Schule begleiten uns ein ganzes Leben lang, etwa schlechte Noten oder demotivierendes Feedback im Deutschunterricht. Auch zu mir kommen wieder Kundinnen, die sich nicht zutrauen, ihre Facharbeit, Bachelorarbeit oder sogar Masterarbeit zu schreiben. Sie fühlen sich unwohl, wenn sie an ihren Studienabschluss denken, weil die Erfahrungen lange nachwirken.

Das führt oft dazu, dass sie fast ausschließlich Veranstaltungen belegen, in denen das Wissen mit einer Klausur abgeprüft wird. Oder sie suchen sich jemanden, der die Arbeit für sie schreibt, wenn es nötig wird. Dadurch, dass sie das Schreiben während des Studiums nicht üben, wird die Angst vor dem Abschluss immer größer. Sie zögern ihn heraus, indem sie die Regelstudienzeit überziehen, oder brechen das Studium ganz ab. Oder der Nebenjob zur Finanzierung des Studiums wird immer umfangreicher und plötzlich fehlt die Zeit, das Schreiben der Arbeit, den letzten Schritt, anzugehen.

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2. Äußere Bedingungen beeinflussen das Schreiben

Schauen wir uns das Schreiben in der Schule genauer an: Bei den Textsorten im Unterricht eignest du dir vor der Klausur Wissen an. Du lernst die Merkmale einer Gattung, etwa der Erörterung oder der Gedichtinterpretation, und übst anhand eines Themas bzw. eines literarischen Werks, sie zu verfassen.

In der Klausur wirst du mit einem unbekannten Gegenstand konfrontiert und musst unter Zeitdruck handschriftlich zu vorgegebenen Fragen die Textsorte umsetzen. Das wird mühsam, wenn man mit einem Roman oder Gedicht nichts anfangen kann, oder mit der Aufgabe, zu dem du Stellung nehmen sollst. Außerdem hast du nur den einen Versuch und keine Gelegenheit, nachzubessern.

Frust stellt sich ein, weil du dir etwas ausdenken musst oder Halbwissen wiedergibst. Verständlich, dass die Textqualität leidet und mit der schlechten Note hinterher allmählich die Überzeugung wächst, du könntest nicht schreiben.

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3. Schubladendenken – eine Ursache für schlechte Noten

Doch oft ist ein Grund für die Beurteilung mit vier oder schlechter, dass du nicht schreibst, was die Lehrperson gerne lesen möchte. Das ist völlig normal: Auch Lehrerinnen sind nur Menschen, haben ihre Stärken und Schwächen. Von ihrem Wohlwollen bist du abhängig, sie kennt dich oft schon seit Jahren und stecken dich eventuell (leider) in eine Schublade. Auch Vorurteile gegen bestimmte Nationalitäten können nachgewiesenermaßen eine Rolle bei schlechten Noten spielen. Ich darf das sagen, ich habe selbst eine Zeit lang in dem Beruf gearbeitet. Selbstreflexion erfordert Zeit und wird von dieser Berufsgruppe nur bedingt eingefordert.

Der Unterrichtsstil kann ein weiterer Baustein für Schreibfrust sein: Man muss mit der Art, wie jemand erklärt, zurechtkommen, die Gedanken nachvollziehen können und verstehen, was wichtig ist und was nicht. Hinzu kommt, dass nicht jede Lehrperson bei jedem Thema in der Lage ist, das deutlich zu vermitteln. Auch sie können nicht mit allem etwas anfangen, müssen es aber unterrichten.

Abschreckend kann auch wirken, dass das wissenschaftliche Schreiben auf den ersten Blick der  Textsorte Erörterung ähnelt. Verständlich, dass diejenigen mit den schlechten Erfahrungen schließlich davor zurückscheuen wie ein Springpferd vor einem Hindernis, über das es sich nicht traut. Zumal, weil es hier noch um viel längere Texte geht, für die man ausreichend Zeit investieren muss.

Auf den ersten Blick liest sich das demotivierend. Doch ich habe es oft genug erlebt, dass sich diese Erfahrungen überwinden lassen, und jemand mit Unterstützung seine Abschlussarbeit erfolgreich schreibt! Lies weiter, damit du verstehst, was dir helfen kann.

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4. Wissenschaftliches Schreiben ist individueller

Die erste gute Nachricht: Beim wissenschaftlichen Schreiben kannst du vieles auf dich und deine Interessen anpassen. Dadurch bist du weniger abhängig von den Vorlieben deiner Betreuerin. Angefangen mit dem Thema, das überwiegend die Studierenden auswählen, und dem speziellen Fokus darauf. Sollte es vorgegeben sein, hast du meistens die Möglichkeit, es abzulehnen, wenn du gar nichts damit anfangen kannst. Denn die Universitäten und Hochschulen wollen nicht, dass Studierende abbrechen, die bereits alle Credit Points gesammelt haben.

Ein weiterer Pluspunkt: Den Text zu überarbeiten, ist ausdrücklich erwünscht. Ob du das parallel zum Schreiben neuer Kapitel einbaust oder dafür ganz am Schluss Zeit reservierst, bleibt dir überlassen

Zudem ist wissenschaftlich Schreiben sehr formal, das erleichtert das Schreiben. Sowohl der Aufbau der ganzen Arbeit ist vorgegeben als auch die Gliederung der Kapitel und die Art der Argumentation. Vielen fällt es durch dieses Gerüst sogar leichter als eine Gedichtinterpretation oder eine Figurencharakterisierung.

Anders als in der Schule benutzt du Sekundärliteratur und musst dir nichts aus den Fingern saugen. Wenn du dabeibleibst, wird das Schreiben von Kapitel zu Kapitel immer einfacher.

Ein weiterer Stolperstein könnte dein Selbstanspruch sein. Mach dir bewusst, dass es mit dem Schreiben genauso ist wie mit einer neuen Sportart oder wenn man ein Instrument lernt: Es braucht Übung, deshalb gibt dir die Zeit, es zu lernen. Das weiß auch deine Betreuerin, sie erwartet einen korrekten Aufbau und eine solide Argumentation mit sachlicher Sprache. Und keine Brillanz wie von ihren Kollegen oder sich selbst.

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5. Der Schreibprozess – das geniale Mittel gegen Schreibangst

Das absolut geniale Mittel auf dem langen Weg zur fertigen Arbeit ist allerdings der Schreibprozess: Darunter versteht die Schreibforschung, den Erarbeitungsprozess eines Textes in einzelne Schritte zu unterteilen. Mit seiner Hilfe wird es viel leichter, diese große Aufgabe Abschlussarbeit zu bewältigen, und die Angst vor dem sprichwörtlich leeren Blatt schwindet und wird beherrschbar.

Der Schreibprozess gliedert sich in drei grobe Phasen, die jede wieder mehrere Schritte umfasst. Niemand hat Probleme bei allen Schritten, bestimmt gibt es welche, die dir leichter fallen als andere. Durch diese Unterteilung sind die Schwierigkeiten leichter zu identifizieren und zu anzugehen.

Phase 1: Erarbeitung des Themas

Du beginnst damit, das Thema bearbeitbar zu machen. Alle Schritte dieser ersten Phase sind darauf ausgerichtet, das Thema weder zu weit zu fassen noch wichtige Aspekte zu vergessen. Mittel sind die übergeordnete Forschungsfrage und weitere Unterfragen, aus denen sich die erste grobe Gliederung ergibt.

Du kannst die benötigte Zeit für die einzelnen Schritte besser abschätzen und wirst dadurch sicherer, den Abgabetermin einzuhalten. Die Arbeitszeit wird anhand dreier Parameter berechnet: der Länge der Arbeit, der Zeit, die dir pro Tag zur Verfügung steht, sowie deinem Arbeitstempo.

Du sichtest die Literatur und hast nun alles zusammen, um ein Exposé zu schreiben. Diese eine Seite ist unschätzbar wertvoll aus zwei Gründen: Es hilft dir zum einen, immer wieder nachzuschauen, ob du noch an deinem Thema arbeitest. Zum anderen triffst du damit quasi eine Arbeitsvereinbarung mit dir selbst, die deinem Gehirn signalisiert, dass du der Aufgabe zugestimmt hast.

Die Kurzbeschreibung deines Arbeitsvorhabens im Exposé hilft dir zudem, weitere passende Literatur zu finden und sie anhand der Forschungsfragen zu exzerpieren und du kannst sie für die Einleitung nutzen. Zuletzt ist sie eine gute Besprechungsgrundlage mit deiner Betreuerin. Alle Schritte bis hierhin brauchen etwa das erste Drittel deiner Zeit.

Phase zwei: Den Erstentwurf schreiben

In der zweiten Phase schreibst du den Erstentwurf, erarbeitest Kapitel für Kapitel die Rohfassung deiner Arbeit. Als Zeitrahmen kannst du dafür etwa wieder ein Drittel der gesamten Zeit reservieren. Ziehe alles hinzu, was du dir vorher erarbeitet hast: die Gliederung, Exzerpte, Notizen zu Argumenten, fertige Teile aus einer Präsentation.

Ziel ist nicht, einen perfekten Text zu haben, sondern dein Thema aus deiner Sicht zu verschriftlichen, von der Schreibforschung writer-based prose genannt. Du stellst eine Behauptung nach der anderen auf, belegst oder erklärst sie mit der Sekundärliteratur und schlussfolgerst schließlich für jedes Argument, was diese Inhalte für deine Arbeit bedeuten.

Der Schluss beantwortet deine übergeordnete Forschungsfrage. Du fasst die Erkenntnisse zusammen, ordnest ein, wofür sie gelten oder nicht, und auch, welche Fragen offenbleiben müssen für eine zukünftige Bearbeitung.

Phase 3: Die Überarbeitung

Auch die Überarbeitung besteht aus drei Schritten: der inhaltliche Durchgang, der sprachliche und abschließend der für die formale Richtigkeit. Plane auch dafür noch mal ein Drittel der Zeit ein.

Am wichtigsten ist die inhaltliche Überarbeitung, bei der du kontrollierst, dass die Arbeit vollständig ist. Dafür überprüfst du deine Argumente und ergänzt sie.

Anschließend geht es um Lesbarkeit und wissenschaftliche Sprache. Dieser soll sicherstellen, dass deine Leserinnen die Inhalte verstehen. Das nennt man reader-based prose.

Zuletzt wird der Text gegengelesen auf Rechtschreibung, Zeichensetzung, Grammatik und darauf, ob das Literaturverzeichnis vollständig ist.

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6. Deshalb wirkt der Schreibprozess

Ich empfinde die Unterteilung in viele Schritte als große Entlastung. Anders als bei einer Klausur muss nicht gleich alles beim ersten Versuch perfekt auf dem Papier stehen. Zwar ist es ebenfalls eine Art Prüfungssituation, in der du beweist, dass du gelernt hast, ein Thema auf wissenschaftliche Art zu untersuchen und zu verschriftlichen. Doch du hast bis zur Abgabe viele Gelegenheiten zum Nachbessern. Natürlich geht es auch damit nicht von alleine, doch du kannst das Schreiben dadurch entspannter angehen. Auch, weil du dir anders als in einer Klausur immer wieder bei Experten Hilfe holen darfst. Du weißt, du bist nicht auf dich gestellt, und das nimmt eine Menge Druck heraus!

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7. Schritt für Schritt ins Schreiben kommen

Schließlich ist es geschafft, du darfst dich feiern: Nach intensiven Wochen, in denen du tief in dein Thema eingestiegen bist, hast du die fertige Arbeit vor dir liegen. Die einzelnen Schritte des Schreibprozesses sind dir wahrscheinlich unterschiedlich leicht oder schwer gefallen. Das liegt daran, dass jede auf ihre individuelle Art an sie heran geht.

Deshalb ist es völlig normal, wenn du zum Beispiel sofort ein Thema hattest, aber länger an der Gliederung gesessen bist. Oder zuerst nicht wusstest, wie du die Informationen aus der Sekundärliteratur verarbeiten sollst oder Befürchtungen hattest, dein Schreibstil sei nicht wissenschaftlich.

Feedback einzuholen gehört auch zum Schreibprozess: Nimm die Besprechungstermine deiner Betreuerin in Anspruch. Das macht dich sicherer, dass deine Arbeit den Anforderungen genügt. Solltest du auf ein Problem stoßen, das eine ausführlichere Beratung braucht, wende dich an das Schreibzentrum deiner Uni oder eine Schreibberaterin bzw. Korrektorin deiner Wahl.

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8. Mein Angebot an dich

Als ausgebildete Schreibberaterin (Pädagogische Hochschule Freiburg) mit Schwerpunkt Wissenschaftliches Schreiben habe ich mittlerweile fast 20 Jahre Erfahrung in Schreibberatung, Textfeedback und Korrekturlesen von Abschlussarbeiten und Dissertationen. Du kannst mit allen im Artikel angesprochenen Problemen zu mir kommen.

Allen mit kleinem Budget empfehle ich das Powerpaket Abschlussarbeit, drei Beratungen zum Sonderpreis für Studierende. Alle Details meines Angebots findest du über diesen Link: Leistungen und Honorar.

Ein Hinweis zu den Grenzen der Begleitung: Schwierigkeiten mit dem Schreiben können auch ein Ausdruck tieferliegender Probleme sein, die die Arbeitsfähigkeit behindern, etwa Trennung, Tod einer Angehörigen oder ein altes Trauma. Meine Fähigkeiten enden hier, Schreibberatung kann nicht helfen, es zu überwinden. Sollten wir in der gemeinsamen Arbeit darauf stoßen, werde ich dir raten, dich an eine Psychologin oder eine psychotherapeutische Beratungsstelle zu wenden.

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Posted by sabine in Schreibprozess, wissenschaftlich Schreiben, 0 comments