Was Rechtschreibkorrektur, KI und Co. beim Korrekturlesen leisten – und was nicht

Foto: IStock/ AndreyPopow

Jeder arbeitet heutzutage beim Korrekturlesen selbstverständlich mit Hilfsprogrammen, die verschiedene Formen künstlicher Intelligenz nutzen. Vielleicht fragst auch du dich, wie weit du damit kommst. Lies hier, wie weit du mit der Unterstützung von Autokorrektur, Rechtschreibprüfung, ChatGPT und Co. kommst und welche Fehler aus Sicht der Lektorin häufig übersehen werden.

Inhaltsverzeichnis

1. Das kann KI im Textprogramm

Rechtschreibkenntnisse gelten immer noch als Zeichen für Bildung, bei vielen Textsorten wie wissenschaftliche Arbeit, journalistischer Artikel, Buchmanuskript oder Text für die Homepage dienen sie quasi als vertrauensbildende Maßnahme und sind deshalb unerlässlich. Doch oft drängt die Zeit, der Abgabetermin naht und es fordert viel Spezialwissen, um eine fehlerlose Arbeit abzugeben.

Dankenswerterweise gibt es heute verschiedene Hilfen fürs Korrekturlesen, den letzten Schritt im Schreibprozess. Deshalb überlassen immer mehr Menschen das Korrigieren ihrer Texte einer künstlichen Intelligenz (KI). Wir haben uns angewöhnt, selbstverständlich mit den Programmen zu arbeiten, und verlassen uns auf sie. Meistens kann man das auch unbesehen.

Zu den bekanntesten Einsatzmöglichkeiten gehört die Autokorrektur. Sie erkennt, sofern du sie aktiviert hast, wenn du beim Schreiben Buchstaben verstellst, Beispiel: ewnn statt wenn. Solche Fehler korrigiert sie dann automatisch. Sie weiß zudem, dass im Deutschen nach einem Punkt das erste Wort großgeschrieben wird, und ändert sofort, wenn sie an der Stelle ein Kleingeschriebenes findet.

Die Rechtschreibprüfung wiederum zeigt dir falsch geschriebene Wörter an. Sie übernimmt die Schreibweise aus Lexika wie dem Rechtschreib-Duden und bietet dir verschiedene Korrekturmöglichkeiten an. Durch Anklicken entscheidest du, welche für den Text übernommen werden soll.

Chat-GPT und verwandte KI-Programme arbeiten nach einem ähnlichen Prinzip. Sie haben sich ihr Wissen anhand von großen Datenmengen erworben, sprich: aus vielen verschiedenen Texten, von denen das Rechtschreiblexikon nur einer ist. Der Unterschied: Du gibst deinen unkorrigierten Text ein und erhältst ihn korrigiert zurück. Im ersten Moment sind das praktische Funktionen. Wegen der Stolperfallen von deutscher Rechtschreibung und Grammatik halte ich es trotzdem für unumgänglich, das gelieferte Produkt danach zu überprüfen, ob tatsächlich alle Fehler gefunden wurden bzw. – was oft passiert – keine neuen fabriziert.

Auf welche häufigen Fehler du ein Auge haben musst, erkläre ich dir in den nächsten Abschnitten.
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2. Probleme mit Sinn oder Grammatik

Das führt uns zu den Grenzen der Programme: Ihre Nutzung funktioniert so lange gut, wie es in deinem Text keine Wörter mit unterschiedlichen Schreibweisen gibt oder solche, die zwar ähnlich aussehen bzw. identisch geschrieben werden, sich leider vom Sinn her unterscheiden.

Besonders häufig fällt mir das bei den Anredeformen auf. KI kann aus dem Satzbau nicht unterscheiden, ob es sich um ein Personalpronomen handelt, d. h. sie, ihr oder ihnen, das kleingeschrieben wird. Oder um eine der Anreden Sie, Ihr oder Ihnen, die man großschreibt. Das führt dazu, dass die Lesenden sich angesprochen fühlen, obwohl sie gar nicht gemeint sind.

Beispiel: Die Band spielte Ihre Songs mit Begeisterung.
Frage: Woher kennt die Band meine Songs und warum spielt sie nicht ihre eigenen ;-)?

Weitere Beispiele, gefunden auf Wikipedia: Statt dröge, einem anderen Ausdruck für langweilig, schlägt das Programm die Droge vor. Die Metalllegierung Zinn wertet es ebenfalls als Schreibfehler; laut Einschätzung des Programms gehört an die Stelle das Wort Sinn. Das passiert deshalb, weil es aus der Häufigkeit der Nutzung dieser Wörter in Sätzen Schlussfolgerungen zieht. Und sich dabei leider gelegentlich irrt. (So funktionieren auch die Formulierungsvorschläge auf Smartphones.)

Eine Regel im Deutschen, die Korrekturprogramme grundsätzlich nicht kennen: Nach einem Doppelpunkt wird das erste Wort immer groß geschrieben, sofern ein vollständiger Satz folgt. Weil solche differenzierte Vorschriften nicht zum Training gehören, kann die KI nicht entscheiden, wann ein Satz alle Teile enthält, um als vollständig zu gelten. Dafür müssen zwingend Subjekt, Prädikat und eine Ergänzung, etwa in Form eines Objekts oder eines Adverb, vorhanden sein. Zwei Beispiele:
1. ein vollständiger Kurzsatz: Das Programm kennt nichts. Deshalb wird nach dem Doppelpunkt großgeschrieben.
2. der gleiche vollständige Satz ergänzt durch die Erläuterung des Wortes nichts: Das Programm kennt nicht alle Feinheiten der deutschen Grammatik.

Diese Beispiele zeigen: Das Rechtschreibprogramm findet vieles, aber nicht alles. Verlässt du dich ausschließlich darauf, setzt du dich der Gefahr aus, einen fehlerhaften Text abzuliefern.

Mein Tipp: Die Rechtschreibprüfung ist eine gute Vorbereitung auf die Schlusskorrektur. Um völlig sicher zu gehen, beauftrage zusätzlich einen Menschen, der sich mit Rechtschreibung auskennt. Dann bekommst du wegen zu vieler Rechtschreib- und Zeichensetzungsfehler keine Abzüge bei der Note. Schau dir auch mein Angebot an https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ und nimm Kontakt für ein unverbindliches Kennenlerngespräch auf, wenn du mit mir zusammenarbeiten möchtest https://jetzt-schreiben.de/kontakt/.

Fun-Fact: Ich habe meine Magisterarbeit vor fast 40 Jahren von meinem damaligen Freund Korrekturlesen lassen, leider ohne seine Legasthenie zu berücksichtigen. Das Ergebnis: 105 Fehler auf 108 Seiten, also beinahe auf jeder Seite einer. So viele hatte ich bis dahin noch nie in einem Text.

Das gab natürlich Minuspunkte für die Form und Abzüge bei der Note. Selbst schuld, deshalb habe ich die Verantwortung übernommen. Und daraus gelernt: Bevor ich jemanden mit dem Korrekturlesen beauftrage, prüfe ich genau, ob dieser Mensch auch über die nötigen Fähigkeiten fürs Korrigieren verfügt. Und je wichtiger der Text ist, desto lieber bezahle ich dafür.
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3. Die korrekte Verbform – Schwierigkeiten mit der Kongruenz

Weitere Schwierigkeiten zeigen sich bei der Entscheidung für die richtige Verbform. Im Deutschen gilt die Regel, dass die Formen von Prädikat und Subjekt übereinstimmen müssen, also dem Verb im Satz und dem Substantiv, auf das sich alles bezieht. Das nennt man Kongruenz.

Mir ist es passiert, dass das Rechtschreibprogramm den Satz »Warum hatte die Tote eine der Schubladen abgeschlossen?« bemängelt hat. Es schlug vor, die dritte Person Plural zu verwenden, also hatten, statt, wie ich geschrieben hatte, der dritten Person Singular. Doch der Satz ist korrekt, weil sich das Verb auf eine weibliche Tote bezieht und nicht auf mehrere Tote.

Mein Tipp: Dieses Problem kannst du manuell abstellen, wenn du an der betreffenden Stelle mit der rechten Maustaste das Kontextmenü aufrufst und den Befehl Nicht auf dieses Problem untersuchen anklickst. Sonst erscheint die Meldung bei jedem Öffnen des Textes wieder.

Die Entscheidung, welche Form die richtige ist, nimmt dir die KI nicht ab. Deshalb lies deinen Text nach Abschluss der Korrekturphase selbst noch einmal sorgfältig durch. Sonst riskierst du, dass Fehler stehenbleiben. Wenn du dir unsicher bist, frag jemanden, der sich damit auskennt, und schau dir auch gerne mein Angebot an: https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/.

 

4. Warum KI so schlecht zwischen dass und das unterscheiden kann

Für Menschen ist gar nicht so schwer zu erkennen, ob nach einem Komma das oder dass korrekt ist. Die Rechtschreibkorrektur von Word dagegen kann die Regeln nicht anwenden und meldet deshalb oft Fehler, obwohl die Schreibweise stimmt.

Für eine KI wie ChatGPT stellen diese beiden kleinen Wörter sogar eine richtige Herausforderung dar. Die Ursache: Die Programme werden mit großen Mengen an Texten gefüttert, damit sie die korrekte Schreibweise lernen. Naturgemäß sind diese nicht fehlerfrei. Anhand des Gelernten treffen sie später ihre Entscheidungen. Die Fehler werden also potenziert, solange sie niemand korrigiert. Mittlerweile kann der Algorithmus nicht mehr erkennen, was richtig und was falsch ist.

Mit der Zeit lernen KIs dadurch immer häufiger von Texten, die sie selbst korrigiert haben, seien diese richtig oder falsch. Je mehr dadurch Fehler produziert oder übersehen werden, desto seltener stimmt die Rechtschreibung.

Mein Tipp: Gerade bei der Unterscheidung von das und dass bist du auf der sicheren Seite, wenn du dir die Regeln aneignest. Diese erkläre ich dir im nächsten Abschnitt.

5. Kleine Rechtschreibschule zu das und dass

Regel 1: Bei das mit einem s handelt es sich um einen bestimmten Artikel. Nach einem Komma ersetzt dieser im Nebensatz das Subjekt aus dem Hauptsatz. Das gilt auch für die anderen beiden Artikel die und der. Bei dieser Satzkonstruktion nennt man den Nebensatz einen Relativsatz.

Merke: Immer, wenn sich für das nach dem Komma der bestimmte Artikel einsetzen lässt, brauchst du nur ein s.

Beispiel 1: »Sie verlangen Aufklärung darüber, wie das Mietobjekt genutzt wird, das wir angeblich im Jahr 2020 erworben haben.«
Erläuterung: In dem Satz bezieht sich das auf das Mietobjekt, es handelt sich um einen Relativsatz. Also ist ein s korrekt. (Fun-Fact: Word markierte diesen Satz aus einem Brief an das Finanzamt tatsächlich als falsch und schlug stattdessen dass vor.)

Regel 2: dass mit zwei s kann sich auf das Verb oder das Subjekt des Hauptsatzes beziehen. Es steht immer am Anfang eines Ergänzungssatzes.

Beispiel 2 Subjekt: Alle erkennen spätestens ab der siebten Klasse im Deutschunterricht, dass deutsche Grammatik nicht einfach ist.
Erläuterung: das würde nicht passen, weil sich dass auf das Verb erkennen bezieht und nicht auf das Subjekt Alle.

Beispiel 3 Verb: Ich versichere, dass ich diesen Artikel nach besten Wissen und Gewissen geschrieben habe.
Erläuterung: Die Konjunktion dass bezieht sich auf das Verb schreiben am Satzende. Es gibt kein Subjekt, zu dem sie gehört.

Merke zu Bsp. 2 und 3: Hier wird jeweils das Verb genauer erläutert, nicht das Subjekt ersetzt. Also sind zwei s korrekt.

Gerade, weil die Anwendung von das und dass grammatikalisch so einfach zu unterscheiden ist, lohnt es sich, die Regeln zu lernen. Wenn du Relativsätze erkennst, vermeidest du viele Fehler in deinem Text, die KI und Rechtschreibprüfung nicht finden.

Für alle, die dafür zu wenig Zeit haben, gibt es Profis wie mich, die ihrem Text den letzten Schliff geben https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ .
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6. Unbekannte Wörter überfordern Programme 

Der deutsche Wortschatz ist so groß, dass selbst einem Rechtschreibprogramm, das mit dem Duden trainiert wurde, manches unbekannt ist.
Dazu ein Beispiel aus meinem Irland-Krimi:
»Reilly hat mich direkt an der Zapfsäule erwischt«, beichtete er.

Word markierte das Verb beichtete als falsch und schlug berichtete vor. Das Programm kannte das Wort beichten im Imperfekt nicht, also in seiner Vergangenheitsform. Das halte ich für einen Fehler, den man beim Gegenlesen leicht übersieht, weil die Worte sich sehr ähneln und nur durch ein r in der Mitte unterscheiden. In diesem Fall hat das Programm zum Glück vorher gefragt, ob ich das ändern möchte. Wollte ich natürlich nicht.

Mein Tipp: Dieses Problem besteht schon seit Jahren, fraglich, ob überhaupt und, wenn ja, wann der Hersteller es behebt. Deshalb nicht über Fehlermeldungen hinweg lesen, sondern korrigieren oder manuell abstellen, wie oben unter Punkt 3 beschrieben.

Fürs genaue Lesen und Spezialfälle der deutschen Grammatik stehe ich dir zur Verfügung. Schau hier nach meinem Angebot https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/ .
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7. Der richtige Zeitpunkt fürs professionelles Korrekturlesen

Die Hilfe einer KI ist angenehm und sinnvoll, solange man erkennt, wo ihre Grenzen liegen. Sie beherrscht die Basics und nimmt Schreibenden damit viel Arbeit ab, aber diese werden immer mehr verwässert durch fehlerhafte Texte. Deshalb setzte sie ein und sei dir der Risiken bewusst .

Mein Tipp: Alle beschriebenen Probleme nerven und halten beim Fertigstellen eines Textes auf. Nimm Korrekturlesen deshalb immer als Arbeitsschritt in die Zeitplanung mit auf und veranschlage dafür zehn Prozent der gesamten Arbeitszeit. Hast du etwa bei einer wissenschaftlichen Hausarbeit sechs Wochen für den gesamten Schreibprozess eingeplant, dann halte dreieinhalb Tage ausschließlich fürs Korrekturlesen und Korrigieren frei.

Oft aber fehlt die Zeit, nach Fertigstellung des Textes alles selbst in Ruhe durchzugehen. Deshalb frage rechtzeitig jemanden an zum Gegenlesen. Das kann jemand aus deinem Freundeskreis sein, ein Mensch, der Deutsch studiert hat, oder eine Person aus der Nachbarschaft, die sich immer über Schreibfehler in der Tageszeitung aufregt.

Auf Nummer sicher gehst du mit jemand Professionellem wie mir, die sich im Laufe ihrer Berufstätigkeit eine große Expertise in Sachen Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung erworben hat. Natürlich kostet das Geld und auf jeden Fall mehr, als die großen Portale ihren studentischen Hilfskräften bezahlen.

Doch es ist gut investiert, weil im Korrektorat nicht nur ein Rechtschreibprogramm über deinen Text läuft: Ich setze mich mit ihm Seite für Seite auseinander. Dabei denke ich mich auch in dein Thema ein und weise dich darauf hin, wenn ich gravierende Lücken, Brüche oder Widersprüche entdecke.

Direkt zu meinem Angebot fürs Korrekturlesen: https://jetzt-schreiben.de/lektorat-korrektorat/
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Wer dir hier schreibt: Hallo, ich bin Sabine Staub-Kollera, Lektorin und Coach für Schreibende, die den Weg zum stimmigen Text lieber mit einem Menschen als einer KI gehen.

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Demnächst liest du hier, wie du ohne KI mit kreativen Methoden Inhalte generieren kannst. Und wie du deine Texte mit einem echten Menschen als Gegenüber durch Peer-Feedback überarbeitest statt einsam mit einer KI.

Fotos: IStock/AndreyPopow und privat

 

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